Unter den vielen verschiedenen Schwindelformen ist der zentrale Schwindel besonders komplex und herausfordernd – sowohl in der Diagnose als auch der Behandlung. Im Gegensatz zu Schwindel, der durch Probleme unseres Gleichgewichtsorgans verursacht wird, hat zentraler Schwindel seinen Ursprung im zentralen Nervensystem – insbesondere im Gehirn und im Rückenmark. Deshalb wird bei Schwindel in der Regel immer auch eine neurologische Untersuchung durchgeführt, wenn ernstere Ursachen nicht ausgeschlossen werden können.
Schwindel bei Erkrankungen des zentralen Nervensystems: Ursachen & neurologische Untersuchung
Hinter Schwindelattacken können in manchen Fällen leider auch ernstere Ursachen stecken. Eine Vielzahl von Erkrankungen des zentralen Nervensystems kommen beim sogenannten zentralen Schwindel in Frage. Welche Ursachen genau dahinterstecken, wie eine neurologische Untersuchung aussieht und welche Symptome für zentralen Schwindel typisch sind
Symptome von zentralem Schwindel
Zentraler Schwindel tritt meist sehr plötzlich auf und kann wenige Sekunden bis hin zu mehreren Stunden und Tagen andauern. Typischerweise werden die Schwindelanfälle von weiteren neurologischen Beschwerden begleitet: Schluck-, Seh- und Sprachstörungen, Missempfindungen des Tastsinns, unkontrollierbare und rhythmische Bewegung der Augen sowie Lähmungserscheinungen im Gesicht oder an den Armen. Auch Gangunsicherheit und allgemeine Koordinationsstörungen können beim zentralen Schwindel auftreten. Wenn Sie eines oder mehrere dieser Begleitsymptome von Schwindel bei sich bemerken, ist es wichtig sofort einen Arzt aufzusuchen – eine neurologische Untersuchung kann dann Klarheit gegeben.
Die Ursache liegt im Gehirn
Erkrankungen des zentralen Nervensystems als Auslöser von Schwindel
Wenn Bereiche des Hirnstammes oder des Kleinhirns geschädigt sind, kommt es zu einer fehlerhaften Informationsverarbeitung im Gehirn – zentraler Schwindel entsteht. So kann z.B. eine Gehirnerschütterung oder in seltenen Fällen auch ein Hirntumor unseren Gleichgewichtssinn stören. Zu den möglichen Ursachen von zentralem Schwindel zählen:
Hirnstamminfarkt (Schlaganfall)
Blutungen im Hirnstamm
Tumore im Gehirn
Multiple Sklerose
Infektionen
Vergiftungen
Schädel-Hirn-Traumen
Morbus Parkinson
Alzheimer-Demenz
Zentraler & peripherer Schwindel
Zentraler Schwindel ist immer auf Erkrankungen oder Schädigungen des Gehirns zurückzuführen. Beim peripheren Schwindel hingegen liegt der Auslöser in unserem Gleichgewichtsorgan. Beide Schwindelformen sind vestibulär, d.h. der Gleichgewichtssinn wird gestört: Entweder zentral-vestibulär, also durch Erkrankungen des Gehirns oder peripher-vestibulär, durch Beschwerden des Gleichgewichtsorgans im Innenohr.
Neurologische Untersuchung bei zentralem Schwindel
Besteht der Verdacht auf zentrale Ursachen von Schwindel, wird eine Reihe neurologischer Untersuchungen notwendig, um die Ursache eindeutig einzugrenzen – und effektiv behandeln zu können. Zu den möglichen neurologischen Untersuchungen bei zentralem Schwindel zählen unter anderem: Funktionsprüfung der Hirnnerven, Aufzeichnung der Hirnströme, Überprüfung der Reflexe, Kontrolle der koordinativen Fähigkeiten sowie eine Untersuchung des motorischen Systems, ob z.B. Lähmungen feststellbar sind oder die Feinmotorik gestört ist.
Häufig wird bei Schwindel auch erst einmal ein Kopfimpulstest durchgeführt, bevor weitere neurologische Untersuchungen zum Einsatz kommen. Hierbei werden die Augenbewegungen bei einer raschen Kopfdrehung gemessen. Durch den Kopfimpulstest kann schnell ausgewertet werden, ob zentrale Ursachen für Schwindel, wie z.B. ein Schlaganfall, auszuschließen sind und Probleme im Gleichgewichtsorgan des Innenohrs mögliche Auslöser sind.
Behandlung von zentralem Schwindel
Die Ursachen von zentralem Schwindel sind in der Regel leider auf ernstere Erkrankungen des Gehirns und des zentralen Nervensystems zurückzuführen. Deshalb ist die Behandlung auch oftmals langwierig und komplexer als bei anderen Schwindelformen. Bei einem Schlaganfall kann es z.B. passieren, dass bestimmte Fähigkeiten, wie Sprechen oder die Konzentration, beeinträchtigt werden. Ergo- und Physiotherapeuten, Logopäden und Neuropsychologen bieten vielfältige Behandlungsmöglichkeiten. Wichtig ist: Sich Unterstützung zu holen und nicht entmutigen zu lassen. Auch wenn die Genesung deutlich länger dauern kann und mit großem Aufwand verbunden ist: Das Gehirn ist auch im höheren Alter lernfähig. In der Regel besteht die Möglichkeit die eigene Situation zu verbessern und Lebensqualität zurückzugewinnen.